Dienstag, 30. Juni 2015

Adelia

Hallo meine Lieben,

nein, ich habe Euch nicht vergessen.

Ich habe Euch ja versprochen, einen Auszug von "Adelia" hier zu posten. 
Viel Spaß beim Lesen. Aber vorsicht! Es ist Vollmond...


Er verschwand. Doch ich wusste, ich würde ihn ohne Probleme wiederfinden. Ich ließ meine Sinne schweifen. Ich konnte ihn zwischen den ganzen Gästen der Party nur zu einfach finden. Er bewegte sich nicht schnell, denn er wusste, dass sein Versteckspiel sinnlos war. Er wollte mich reizen – und ich musste zugeben, dass er das auch immer wieder schaffte. Lazarus riss mich aus meinen Gedanken.
»Na, meine Liebe, langweilt dich die Party auch so wie mich?«, säuselte er an meinem Ohr.
Ich sah ihn mit gelangweiltem Blick an und musterte ihn genervt. Lazarus war groß, schlank und hatte goldblondes Haar. Seine feinen Gesichtszüge waren kantig und hart und seine kalten blauen Augen durchdrangen mich. Ich verdrängte das Gefühl mich schütteln zu müssen. Er war der ‚Sohn’ eines befreundeten Clanchefs und unsere Erschaffer überlegten, ob sie die beiden Clans durch unsere ‚Hochzeit’ vereinigen sollten. Zu meinem Glück wollte aber keiner der Clanoberhäupter seine Position abtreten, und so blieben die Clans geteilt und ich hatte so lange meine Ruhe, bis sie doch eine passable Lösung finden würden. Außerdem tat ich mein Übriges, um meine Aufgabe zu behalten.

Lazarus war ein Speichellecker und ich konnte ihn nicht ausstehen. Ich hatte auch nie verstanden, warum er sich diesen Namen ausgesucht hatte. Am wahrscheinlichsten war dafür sein Größenwahn verantwortlich. Er bildete sich ein, der einzige Vampir seines Clans zu sein, der neue Vampire erschaffen konnte, außer seinem Erschaffer natürlich. Was er scheinbar nicht begriff, war die Tatsache, dass eigentlich jeder Vampir andere erschaffen konnte. Es war uns nur verboten.

»Langeweile kann ich mir nicht leisten. Du weißt, dass ich für die Sicherheit meines Clans verantwortlich bin – so wie du für deinen«, antwortete ich ihm sachlich.

Ich sah mich um. Mein Ziel war nicht mehr unter den Partygästen. Ich ließ Lazarus ohne ein weiteres Wort stehen und mischte mich wieder unter die Vampire die um uns herumstanden und versuchte ungesehen zur Flügeltür des Saales zu kommen, um weiterzusuchen. In weiser Voraussicht hatte ich mit zwei männlichen Vampiren unseres Clans, denen ich blind vertraute, die Überwachung unserer Sicherheit übernommen. Falls einer von uns, warum auch immer nicht auf seinem Posten sein konnte, waren die anderen da um die Lücke zu füllen. Außerdem waren die beiden es gewöhnt, dass ich immer wieder verschwand und sie stellten auch keine unangenehmen Fragen.
Die Sache mit der Sicherheit war nicht wirklich notwendig aber beruhigend. Seit dem Waffenstillstand zwischen Vampiren und Werwölfen lebte es sich leichter. Doch wir Vampire und auch die Werwölfe blieben vorsichtig. Denn es gab immer mal wieder Lebensmüde, die diesen Frieden wieder zerstören wollten und dafür zum Tode verurteilt wurden.
Die Rudelführer der Werwölfe und die Clanchefs der Vampire beschlossen, zur Wahrung dieses Friedens, die Auslieferung dieser Verräter an die jeweils andere Seite. Eine Abordnung der  betroffenen Spezies sah der Tötung mit Genugtuung und zur heimlichen Kontrolle zu.
Als ranghöchste Wächterin meines Clans lag die Verantwortung bei mir, diese Botendienste zwischen Vampir und Werwolf zu erledigen. Ich machte das nicht gerne und es kam glücklicherweise doch recht selten vor.
Aus dem Augenwinkel heraus, sah ich, wie Lazarus mir folgen wollte. Ich blieb kurz stehen und stellte erfreut fest, dass er von seinem Erzeuger gerufen worden war und gehorsam zu ihm trottete. Ich hatte endlich wieder meine Ruhe.
Langsam ging ich weiter und ließ noch einmal meine Sinne schweifen. Erwischt. Er hatte sich im 1. Stock des großen Anwesens versteckt.
Langsam ging ich die große geschwungene Treppe in der Eingangshalle herauf. Ich fühlte das glatte Holz des Handlaufs unter meinen Fingern. Ein Kribbeln breitete sich in mir aus. Was wir taten war schon seit Jahrhunderten verboten. Wir brachen ein uraltes Gesetz, und dennoch konnten wir nicht voneinander lassen. Es war wie eine Sucht. So, als würden wir ohne den anderen zu einem grausamen leeren Nichts.


Na, hab ich Euch neugierig gemacht?

Wir lesen uns wieder im Juli...

Bis bald,
Birgit

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