nein, ich habe Euch nicht vergessen.
Ich habe Euch ja versprochen, einen Auszug von "Adelia" hier zu posten.
Viel Spaß beim Lesen. Aber vorsicht! Es ist Vollmond...
Er verschwand. Doch ich wusste,
ich würde ihn ohne Probleme wiederfinden. Ich ließ meine Sinne schweifen. Ich
konnte ihn zwischen den ganzen Gästen der Party nur zu einfach finden. Er
bewegte sich nicht schnell, denn er wusste, dass sein Versteckspiel sinnlos
war. Er wollte mich reizen – und ich musste zugeben, dass er das auch immer
wieder schaffte. Lazarus riss mich aus meinen Gedanken.
»Na, meine Liebe, langweilt dich
die Party auch so wie mich?«, säuselte er an meinem Ohr.
Ich sah ihn mit gelangweiltem
Blick an und musterte ihn genervt. Lazarus war groß, schlank und hatte
goldblondes Haar. Seine feinen Gesichtszüge waren kantig und hart und seine
kalten blauen Augen durchdrangen mich. Ich verdrängte das Gefühl mich schütteln
zu müssen. Er war der ‚Sohn’ eines befreundeten Clanchefs und unsere Erschaffer
überlegten, ob sie die beiden Clans durch unsere ‚Hochzeit’ vereinigen sollten.
Zu meinem Glück wollte aber keiner der Clanoberhäupter seine Position abtreten,
und so blieben die Clans geteilt und ich hatte so lange meine Ruhe, bis sie
doch eine passable Lösung finden würden. Außerdem tat ich mein Übriges, um
meine Aufgabe zu behalten.
Lazarus war ein Speichellecker
und ich konnte ihn nicht ausstehen. Ich hatte auch nie verstanden, warum er
sich diesen Namen ausgesucht hatte. Am wahrscheinlichsten war dafür sein
Größenwahn verantwortlich. Er bildete sich ein, der einzige Vampir seines Clans
zu sein, der neue Vampire erschaffen konnte, außer seinem Erschaffer natürlich. Was er scheinbar nicht begriff, war
die Tatsache, dass eigentlich jeder Vampir andere erschaffen konnte. Es war uns
nur verboten.
»Langeweile kann ich mir nicht
leisten. Du weißt, dass ich für die Sicherheit meines Clans verantwortlich bin
– so wie du für deinen«, antwortete ich ihm sachlich.
Ich sah mich um. Mein Ziel war
nicht mehr unter den Partygästen. Ich ließ Lazarus ohne ein weiteres Wort
stehen und mischte mich wieder unter die Vampire die um uns herumstanden und
versuchte ungesehen zur Flügeltür des Saales zu kommen, um weiterzusuchen. In
weiser Voraussicht hatte ich mit zwei männlichen Vampiren unseres Clans, denen
ich blind vertraute, die Überwachung unserer Sicherheit übernommen. Falls einer
von uns, warum auch immer nicht auf seinem Posten sein konnte, waren die
anderen da um die Lücke zu füllen. Außerdem waren die beiden es gewöhnt, dass
ich immer wieder verschwand und sie stellten auch keine unangenehmen Fragen.
Die Sache mit der Sicherheit war
nicht wirklich notwendig aber beruhigend. Seit dem Waffenstillstand zwischen
Vampiren und Werwölfen lebte es sich leichter. Doch wir Vampire und auch die
Werwölfe blieben vorsichtig. Denn es gab immer mal wieder Lebensmüde, die
diesen Frieden wieder zerstören wollten und dafür zum Tode verurteilt wurden.
Die Rudelführer der Werwölfe und
die Clanchefs der Vampire beschlossen, zur Wahrung dieses Friedens, die
Auslieferung dieser Verräter an die jeweils andere Seite. Eine Abordnung
der betroffenen Spezies sah der Tötung
mit Genugtuung und zur heimlichen Kontrolle zu.
Als ranghöchste Wächterin meines
Clans lag die Verantwortung bei mir, diese Botendienste zwischen Vampir und
Werwolf zu erledigen. Ich machte das nicht gerne und es kam glücklicherweise
doch recht selten vor.
Aus dem Augenwinkel heraus, sah
ich, wie Lazarus mir folgen wollte. Ich blieb kurz stehen und stellte erfreut
fest, dass er von seinem Erzeuger gerufen worden war und gehorsam zu ihm
trottete. Ich hatte endlich wieder meine Ruhe.
Langsam ging ich weiter und ließ
noch einmal meine Sinne schweifen. Erwischt. Er hatte sich im 1. Stock des
großen Anwesens versteckt.
Langsam ging ich die große geschwungene Treppe in
der Eingangshalle herauf. Ich fühlte das glatte Holz des Handlaufs unter meinen
Fingern. Ein Kribbeln breitete sich in mir aus. Was wir taten war schon seit
Jahrhunderten verboten. Wir brachen ein uraltes Gesetz, und dennoch konnten wir
nicht voneinander lassen. Es war wie eine Sucht. So, als würden wir ohne den
anderen zu einem grausamen leeren Nichts.Na, hab ich Euch neugierig gemacht?
Wir lesen uns wieder im Juli...
Bis bald,
Birgit
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