Freitag, 31. Juli 2015

Urlaubszeit

Hallo Ihr Lieben,

es ist endlich Urlaubszeit. 
Egal, ob man in seinen wohlverdienten Ferien zu Hause bleibt oder wegfährt, Urlaubszeit ist auch Lesezeit.
Natürlich empfehle ich allen, die meinen ersten Roman noch nicht haben, sich ein Exemplar von WITCHCRAFT zuzulegen. 
Ich bin jedenfalls gerne mit Miles durch die Straßen von Paris gestreift, oder bin mit Sarah in eines ihrer Lieblingscafes gegangen. 

Obwohl ich WITCHCRAFT schon unzählige Male gelesen habe, um es zu überarbeiten oder Korrektur zu lesen, oder jetzt bei Lesungen daraus vorzulesen, bin ich immer noch gerne mit Miles und Sarah in ihrer Welt. 
Ich habe mich auch schon oft dabei ertappt, zu überlegen, wie es mit den beiden weitergehen könnte.

Aber zuerst bin ich an ADELIA. Und für alle, die nach den ersten Zeilen in meinem letzten Post fragten: und wie geht es jetzt weiter?  Habe ich hier noch ein paar Zeilen aus meinem neuen (noch nicht fertiggestellten und unveröffentlichen) Roman:



Am Ende der Treppe teilte sich der Flur in viele angrenzende Räume. Ich wusste wo er war. Ich konnte ihn riechen. Ich fühlte seine Wärme wie ein Signalfeuer. Ich wurde von ihm angezogen wie eine Motte vom Licht.
Vorsichtig legte ich die Hand auf den Türgriff. Atemlose Stille erfasste mich. Angst kroch über meine Haut. Für eine Sekunde fragte ich mich, warum Verbotenes einen solchen Reiz auf mich ausübte. Sollten wir gesehen werden, und herauskommen wie es um uns stand, würden wir sterben. So schwierig es für zwei unsterbliche Kreaturen auch war.
 
Ich hielt inne und kontrollierte noch einmal meine Umgebung. Mir entging nicht der kleinste Laut. Ich fühlte das kalte Metall in meiner Handfläche und drückte leise den Türgriff nach unten. Langsam öffnete ich die Tür und glitt lautlos in das Zimmer. Ich hatte mich bewusst für das Zimmer entschieden, das neben seinem Versteck lag.
Ich kannte dieses Anwesen seit meiner Geburt als Vampir. Ich war darin das erste Jahr meines Daseins als Vampir gefangen. In diesem Jahr lernte ich mit meinen Kräften und Fähigkeiten, und vor allem mit meinem Blutdurst umzugehen. Jede Nacht durchwanderte ich dieses Anwesen und prägte mir jedes Detail, jedes Zimmer, jeden Gang und jede Geheimtür genau ein. Es diente meinem Clan schon immer als Ausbildungsstätte für Jungvampire und für Feste, wie dieses.
Ich ging langsam durch das Zimmer und strich an der Wand, die uns trennte, mit meiner Hand entlang. An der Stelle neben dem Kamin war es warm. Es war seine Wärme. Ich lehnte mich dagegen und genoss kurz diesen Augenblick. Ich ließ meine Sinne schweifen und konnte die Kerze an seiner Seite der Wand erspüren. Sie brannte. Ich konzentrierte mich auf die Flamme und hob meine Hand. Mit geschlossenen Augen blies ich über meine Handfläche und die Kerze im anderen Raum erlosch. Ich konnte seine Bewegung spüren. Seine Verwunderung war fast zu greifen.
Ich zog meine Schuhe aus, stellte sie an die Seite und schlüpfte durch die schmale Öffnung im Kamin. Es war eine kleine Geheimtür, die kaum ein Angehöriger meines Clans kannte. Als ich das andere Zimmer betrat sah ich, wie er sich bemühte einen gelassenen Gesichtsausdruck hinzubekommen und ich musste mir ein Lächeln verkneifen. Überrascht wie ein Welpe sah er mich an, als ich plötzlich neben ihm auftauchte. Zufrieden über meinen Auftritt, strich ich über den Docht der Kerze und die kleine aufflackernde Flamme erhellte sein Gesicht. Langsam ließ ich meinen Blick über seinen Köper schweifen.
Sein schwarzes Hemd war offen und die bronzefarbene Haut, die sich über die Muskeln seines Oberkörpers spannte, schimmerte im Licht der Kerze. Ich liebte diesen Anblick. Langsam ließ ich meine Fingernägel über seine Haut gleiten. Er unterdrückte einen Schauer. Die Hitze, die von ihm ausging, umfing mich. Er strich mit der Hand über meine Wange. Für ihn musste ich wie eine Eisstatue sein. So heiß sein Körper war, so kalt war der meine. Und je näher der Vollmond kam, desto wärmer wurde er. Mein Mondsklave.
 
Bei Vollmond musste Raoul sich verwandeln. Ob er wollte oder nicht. Das war auch die Zeit, in der wir uns nicht sehen konnten. Ganze drei Tage und drei Nächte lang. Ich hasste diese Zeit, denn mein Liebster war dann nicht mehr Herr seiner Sinne. Er folgte dann nur noch seinen Instinkten und war für jeden Vampir lebensgefährlich, egal ob er ihn kannte oder nicht. Deshalb gingen die Werwölfe in dieser Zeit von hier weg. Wohin sie sich zurückzogen war mir nicht bekannt und Raoul verriet es mir nicht. Er hatte Angst, ich würde ihn dort aufsuchen und die Werwölfe würden mich dann zerfleischen. Und es war fast wieder soweit. In drei Nächten war Vollmond. Wir hatten also nicht mehr viel Zeit.
 
Es herrschte eine knisternde Spannung zwischen uns. Für mich war es ein Spiel mit dem Feuer, denn je näher der Vollmond kam, desto schwerer konnte Raoul sich kontrollieren. Ich fühlte seine angespannten Muskeln. Sie waren hart wie Stahl. Es gab nur wenige Werwölfe, die sich so unmittelbar vor Vollmond noch unter Vampire mischten.
Ein leises Knurren vibrierte durch seinen Brustkorb. Ich drehte ihm absichtlich meinen Rücken zu. Ich wollte ihn herausfordern. Er wusste nur zu gut, dass ich mich schnell genug bewegte, um seinen Angriff abzublocken – falls er es wagen sollte.
Ich ging einige Schritte von ihm weg und drehte mich schließlich wieder zu ihm um. Ich starrte ihm direkt in die Augen. Ein Grinsen erhellte sein Gesicht. Langsam ging er zu mir und strich mit der Hand, ohne mich zu berühren, über die Haut meines Arms. Seine Wärme verbrannte mich förmlich vor Sehnsucht nach seiner Berührung.
Ich verringerte den Abstand zwischen uns. Er beugte sich zu mir, um mich zu küssen, doch ich entzog mich ihm und ging seitlich um ihn herum. Flüchtig berührte meine Hand seinen Arm. Dann glitt ich mit meinen Fingern unter sein heraushängendes Hemd und fuhr über seine heiße Haut bis zu den Bauchmuskeln. Ein eisiger Ring umschloss ihn in Form meiner Arme. Er sog die Luft ein und spannte sich noch mehr an. Dann ließ ich ihn los. Als er sich umdrehte war ich schon am offenen Fenster und sprang in die Dunkelheit.



Ich wünsche Euch schöne Ferien und hoffe, dass die einen oder anderen von Euch mit Miles und Sarah nach WITCHCRAFT reisen. 

Wir lesen uns also wieder im August...


Bis bald
Birgit