es ist endlich Urlaubszeit.
Egal, ob man in seinen wohlverdienten Ferien zu Hause bleibt oder wegfährt, Urlaubszeit ist auch Lesezeit.
Natürlich empfehle ich allen, die meinen ersten Roman noch nicht haben, sich ein Exemplar von WITCHCRAFT zuzulegen.
Ich bin jedenfalls gerne mit Miles durch die Straßen von Paris gestreift, oder bin mit Sarah in eines ihrer Lieblingscafes gegangen.
Obwohl ich WITCHCRAFT schon unzählige Male gelesen habe, um es zu überarbeiten oder Korrektur zu lesen, oder jetzt bei Lesungen daraus vorzulesen, bin ich immer noch gerne mit Miles und Sarah in ihrer Welt.
Ich habe mich auch schon oft dabei ertappt, zu überlegen, wie es mit den beiden weitergehen könnte.
Aber zuerst bin ich an ADELIA. Und für alle, die nach den ersten Zeilen in meinem letzten Post fragten: und wie geht es jetzt weiter? Habe ich hier noch ein paar Zeilen aus meinem neuen (noch nicht fertiggestellten und unveröffentlichen) Roman:
Am Ende der Treppe teilte sich
der Flur in viele angrenzende Räume. Ich wusste wo er war. Ich konnte ihn
riechen. Ich fühlte seine Wärme wie ein Signalfeuer. Ich wurde von ihm
angezogen wie eine Motte vom Licht.
Vorsichtig legte ich die Hand auf
den Türgriff. Atemlose Stille erfasste mich. Angst kroch über meine Haut. Für
eine Sekunde fragte ich mich, warum Verbotenes einen solchen Reiz auf mich
ausübte. Sollten wir gesehen werden, und herauskommen wie es um uns stand,
würden wir sterben. So schwierig es für zwei unsterbliche Kreaturen auch war.
Ich hielt inne und kontrollierte
noch einmal meine Umgebung. Mir entging nicht der kleinste Laut. Ich fühlte das
kalte Metall in meiner Handfläche und drückte leise den Türgriff nach unten.
Langsam öffnete ich die Tür und glitt lautlos in das Zimmer. Ich hatte mich
bewusst für das Zimmer entschieden, das neben
seinem Versteck lag.
Ich kannte dieses Anwesen seit
meiner Geburt als Vampir. Ich war darin das erste Jahr meines Daseins als
Vampir gefangen. In diesem Jahr lernte ich mit meinen Kräften und Fähigkeiten,
und vor allem mit meinem Blutdurst umzugehen. Jede Nacht durchwanderte ich
dieses Anwesen und prägte mir jedes Detail, jedes Zimmer, jeden Gang und jede
Geheimtür genau ein. Es diente meinem Clan schon immer als Ausbildungsstätte
für Jungvampire und für Feste, wie dieses.
Ich ging langsam durch das Zimmer
und strich an der Wand, die uns trennte, mit meiner Hand entlang. An der Stelle
neben dem Kamin war es warm. Es war seine Wärme. Ich lehnte mich dagegen und
genoss kurz diesen Augenblick. Ich ließ meine Sinne schweifen und konnte die
Kerze an seiner Seite der Wand erspüren. Sie brannte. Ich konzentrierte mich
auf die Flamme und hob meine Hand. Mit geschlossenen Augen blies ich über meine
Handfläche und die Kerze im anderen Raum erlosch. Ich konnte seine Bewegung
spüren. Seine Verwunderung war fast zu greifen.
Ich zog meine Schuhe aus, stellte
sie an die Seite und schlüpfte durch die schmale Öffnung im Kamin. Es war eine
kleine Geheimtür, die kaum ein Angehöriger meines Clans kannte. Als ich das
andere Zimmer betrat sah ich, wie er sich bemühte einen gelassenen
Gesichtsausdruck hinzubekommen und ich musste mir ein Lächeln verkneifen.
Überrascht wie ein Welpe sah er mich an, als ich plötzlich neben ihm
auftauchte. Zufrieden über meinen Auftritt, strich ich über den Docht der Kerze
und die kleine aufflackernde Flamme erhellte sein Gesicht. Langsam ließ ich
meinen Blick über seinen Köper schweifen.
Sein schwarzes Hemd war offen und
die bronzefarbene Haut, die sich über die Muskeln seines Oberkörpers spannte,
schimmerte im Licht der Kerze. Ich liebte diesen Anblick. Langsam ließ ich
meine Fingernägel über seine Haut gleiten. Er unterdrückte einen Schauer. Die
Hitze, die von ihm ausging, umfing mich. Er strich mit der Hand über meine
Wange. Für ihn musste ich wie eine Eisstatue sein. So heiß sein Körper war, so
kalt war der meine. Und je näher der Vollmond kam, desto wärmer wurde er. Mein
Mondsklave.
Bei Vollmond musste Raoul sich
verwandeln. Ob er wollte oder nicht. Das war auch die Zeit, in der wir uns
nicht sehen konnten. Ganze drei Tage und drei Nächte lang. Ich hasste diese
Zeit, denn mein Liebster war dann nicht mehr Herr seiner Sinne. Er folgte dann
nur noch seinen Instinkten und war für jeden Vampir lebensgefährlich, egal ob
er ihn kannte oder nicht. Deshalb gingen die Werwölfe in dieser Zeit von hier
weg. Wohin sie sich zurückzogen war mir nicht bekannt und Raoul verriet es mir
nicht. Er hatte Angst, ich würde ihn dort aufsuchen und die Werwölfe würden
mich dann zerfleischen. Und es war fast wieder soweit. In drei Nächten war
Vollmond. Wir hatten also nicht mehr viel Zeit.
Es herrschte eine knisternde
Spannung zwischen uns. Für mich war es ein Spiel mit dem Feuer, denn je näher
der Vollmond kam, desto schwerer konnte Raoul sich kontrollieren. Ich fühlte
seine angespannten Muskeln. Sie waren hart wie Stahl. Es gab nur wenige
Werwölfe, die sich so unmittelbar vor Vollmond noch unter Vampire mischten.
Ein leises Knurren vibrierte
durch seinen Brustkorb. Ich drehte ihm absichtlich meinen Rücken zu. Ich wollte
ihn herausfordern. Er wusste nur zu gut, dass ich mich schnell genug bewegte,
um seinen Angriff abzublocken – falls er es wagen sollte.
Ich ging einige Schritte von ihm
weg und drehte mich schließlich wieder zu ihm um. Ich starrte ihm direkt in die
Augen. Ein Grinsen erhellte sein Gesicht. Langsam ging er zu mir und strich mit
der Hand, ohne mich zu berühren, über die Haut meines Arms. Seine Wärme
verbrannte mich förmlich vor Sehnsucht nach seiner Berührung.
Ich verringerte den Abstand
zwischen uns. Er beugte sich zu mir, um mich zu küssen, doch ich entzog mich
ihm und ging seitlich um ihn herum. Flüchtig berührte meine Hand seinen Arm.
Dann glitt ich mit meinen Fingern unter sein heraushängendes Hemd und fuhr über
seine heiße Haut bis zu den Bauchmuskeln. Ein eisiger Ring umschloss ihn in
Form meiner Arme. Er sog die Luft ein und spannte sich noch mehr an. Dann ließ
ich ihn los. Als er sich umdrehte war ich schon am offenen Fenster und sprang
in die Dunkelheit.
Ich wünsche Euch schöne Ferien und hoffe, dass die einen oder anderen von Euch mit Miles und Sarah nach WITCHCRAFT reisen.
Wir lesen uns also wieder im August...
Bis bald
Birgit